Meldung vom 02.03.2021
Langersehnter Orgelneubau bis 2023
Die Wallfahrtsbasilika am Pöstlingberg nimmt im Stadtbild und als Wahrzeichen von Linz einen besonderen Platz ein. Derzeit wird dort die unspielbar gewordene Orgel durch ein zum spätbarocken Kirchenraum passendes Instrument ersetzt.
„Der Auftrag wurde 2019 nach einem Ausschreibungsverfahren der Fa. Tilmann Späth aus Freiburg übertragen. Wir gehen von Gesamtkosten von knapp EUR 700.000, - aus“, erklärt Dr. Wolfgang Seitz. „Die Fa. Späth wurde deswegen ausgewählt, weil unsere Organisten die Klangfarben am besten bewerteten. Vom handwerklichen Können der Fa. Späth und dem Klang ihrer Instrumente kann man sich in der ABPU und in der Pfarrkirche von Alberndorf in der Riedmark überzeugen.“ Die Gestaltung einer Orgel ist eine Aufgabe, welche die Einfühlung in den Ort mit einer künstlerischen Botschaft verbindet. Die Herstellung von Musikinstrumenten und insbesondere der Orgeln waren immer auch Abbild ihrer jeweiligen Entstehungszeit.
Die Linzer Künstlerin Valie Export wurde vom Kunstreferat der Diözese Linz in Abstimmung mit der Pfarre für die Gestaltung der Orgel beauftragt
. „Dem Orgelbauer Tilmann Späth wird mit Valie Export eine Partnerin zur Seite gestellt, mit dem Ziel ein musikalisches und auch im Erscheinungsbild unverwechselbares Instrument zu kreieren“,unterstreicht Mag. Hubert Nitsch, Kunstreferat/Diözesankonservator der Diözese Linz.
„Orgel, Stimme, Luftstrom, Marienkirche, Liturgie, Text und Bild sind die Basis für die Gestaltungsaufgabe der neuen Orgel am Pöstlingberg.“
Die Orgel wird rein mechanisch zu betätigen sein. Die einzigen elektrischen Komponenten sind ein Gebläse und die Beleuchtung am Spieltisch. Somit wird es ein sehr robustes und nachhaltiges Instrument, welches mit Sicherheit über 100 Jahre bestehen bleiben wird. Besonders ist an dem Instrument zudem die Prospektgestaltung, welche klassische Formen aufnimmt, aber durch die Zusammenarbeit mit Valie Export einen schlicht-moderne Formensprache ausstrahlt.
Oberösterreich ist gerade im Orgelbereich für die große Vielfalt an bedeutenden historischen als auch modernen Instrumenten aller Stilrichtungen bekannt. Das Klangkonzept schließt nahtlos an den vielen klassischen und Zeiten überdauernden Orgeln an. „So wird die neue Orgel am Pöstlingberg eine große Bereicherung für die über die letzten Jahre hinweg bunt gewachsene oberösterreichische Orgellandschaft darstellen und Organistinnen und Organisten zu wahren musikalischen Höhenflügen anspornen“, erklärt Siegfried Adlberger, Orgel- und Glockenreferent der Diözese Linz.
Klangvielfalt soll Charakteristikum werden
„Ich möchte meiner großen Freude darüber Ausdruck verleihen, dass es an so einem bedeutenden Ort wie der Wallfahrtsbasilika Pöstlingberg zu einem Orgelneubau gekommen ist“, erklärt Pfarrer Mag. Eugen Szabo.
Die Freigabe sowohl des Orgelprospektes als auch des Spielwerkes durch das Bundesdenkmalamt ermöglichte schlussendlich den Weg für einen gänzlichen Orgelneubau.Ausgangspunkt für die Konzeption des neuen Instruments war laut dem Linzer Domorganist Dr. Wolfgang Kreuzhuber in erster Linie dessen Funktionalität: „Stilistisch klar definiert soll die Orgel alle Ansprüche eines Instruments in einer Wallfahrtskirche erfüllen können. Eine größtmögliche klangliche Vielfalt soll zudem ein Charakteristikum dieser Orgel sein. Sowohl das entwickelte Konzept als auch die ausführende Orgelbaufirma Späth sind jedenfalls Garant eines zukünftigen, qualitätsvollen Instruments am Pöstlingberg.“
Der Architektur und der künstlerischen Ausgestaltung des Kirchenraumes entsprechend wird der Klang der Orgel ein heller und sehr charmanter werden. Die Aufgabe entsprechender Streich- und Zungenregister wird es zudem sein, diesen charmanten Klang ganz besonders zu unterstreichen. So können neben der Fülle des Orgelklanges auch sehr sanfte Töne der Orgel entlockt werden.
„Ich bin mir sicher, dass viele Organisten ihre Freude an diesem schönen Instrument haben werden. Diese Freude wird dann unmittelbar auch auf die teilnehmende Gemeinde überspringen“, so Domorganist Kreuzhuber.
Gestaltung der „Späth-Orgel“ durch Künstlerin Valie Export
Es handelt sich um ein Instrument mit drei Manualen und Pedal, das in seiner Grunddisposition (Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal) barock ausgerichtet ist. „Ein kleines Schwellwerk, intonatorisch in das Gesamtkonzept eingebunden, erweitert die musikalischen Möglichkeiten in Richtung Romantik und dient einer optimierten Chorbegleitung“, sagt Tilmann Späth, Orgelbaumeister.
Als Teil der Gestaltung wählte Valie Export den Schriftzug „Wer begreift hat Flügel“. Mit diesem Satz knüpft sie sowohl an die Verstandes- wie auch die Glaubensebene an. Zusätzlich entwarf sie die Schleierbretter in schlichten Formen, die an Flügel erinnern. „Der Kirchenraum und das Instrument werden somit zu einem Ort, die uns mit unserem Denken und unseren Gedanken beheimaten, aber gleichzeitig auch darüber erheben“, erklärt die Linzerin.
Die Diözese Linz ist dafür bekannt, auf die Bedeutung und die Qualität eines Kirchenraumes mit der Wahl der Künstlerinnen zu reagieren. Seit 2000 wurden fast 200 KünstlerInnen für Gestaltungen beauftragt.
Der Weg zur neuen Orgel
Die derzeit bestehende Orgel in der Pöstlingberg-Basilika mit drei Manualen und 37 Registern wurde 1946 – 1950 von der Linzer Orgelbauanstalt Gebrüder Mauracher geschaffen. Die feierliche Weihe fand am 10.9.1950 statt. Der Orgelprospekt entstand nach den Plänen des Bildhauers Franz Wirth. Mittlerweile hat diese Orgel ausgedient und soll in
den wohl verdienten Ruhestand entlassen werden. „Die Pfeifen haben sich schon zu weit abgesenkt und dadurch das dünne Blech am Fußende verbogen und gestaucht, sodass die Pfeifen nicht mehr ausreichend Luft bekommen“, erklärt Seitz.
Die damalige technische Gestaltung als „elektropneumatische“ Orgel entspricht weder dem heutigen Standard noch lässt sie einen Umbau im bestehenden Orgelgehäuse zu. Leider hat dies zur Folge, dass sich Organisten von Rang und überregionaler Bedeutung weigern, auf dieser Orgel zu spielen. Somit bleibt die Pöstlingbergkirche weiterhin still und stumm.
Weitere Informationen zur Geschichte der Mauracher-Orgel finden Sie unter: http://pressecenter.reichlundpartner.com/News.aspx?menueid=19730
Ohne Unterstützung der Sponsoren nicht möglich
Es wird bei diesem Projekt von Gesamtkosen in Höhe etwa EUR 700.000, - ausgegangen. Ein Betrag in dieser Größenordnung lässt sich nur mit der Unterstützung von Sponsoren sammeln. Das Orgelkomitee hat schon 2017 mit der Unterstützung von REICHLUNDPARTNER begonnen, potenzielle Unterstützer namhaft zu machen und Gespräche aufzunehmen. Dabei sind die Projektverantwortlichen auf großes Entgegenkommen der öffentlichen Stellen ebenso gestoßen wie auf private Hilfe.
Zu den öffentlichen Stellen zählen das Land Oberösterreich, die Stadt Linz, die Linz AG, die Anrainergemeinden Gramastetten, Lichtenberg und Puchenau sowie auch die Diözese.
Private Hilfe und finanzielle Unterstützung kam in besonderer Weise von Dr. Christoph Leitl, der sich als Pöstlingberger seit Kindertagen hier besonders engagiert hat. Dieser konnte den Kontakt zu weiteren Sponsoren legen.
Anzuführen sind zudem die Oberbank, die WKOÖ, voestalpine, Juwelier Mayrhofer sowie die Malerei Hirsch. Zudem wurden bei Begräbnissen am Pöstlingberg Spenden zugunsten der neuen Orgel erbeten. Außerdem haben viele Einzelpersonen, aber auch Organisationen (Goldhauben, KFB, KMB, Chor der Basilika, die Pfarre Lichtenberg) Beiträge geleistet.
Derzeit beläuft sich das Spendenvolumen auf ca. EUR 430.000,00 (teils zugesagt, teils schon überwiesen).
Weitere Zugänge erhofft man sich aus Benefizveranstaltungen, beispielsweise der Florianer Sängerknaben am 12. Oktober 2021, wo wiederum Sponsoren unterstützen (OÖ Versicherung, Fa. Bagus, Dr. Leitl, Konditorei Jindrak, Schlössl am Pöstlingberg). Weitere musikalische Veranstaltungen sind schon in Planung.
Über die Pöstlingbergkirche
Die Basilika zu den Sieben Schmerzen Mariä ist eine barocke, römisch-katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche auf der Kuppe des Linzer Hausberg Stadtteil Pöstlingberg. 1964 wurde die Kirche durch Papst Paul VI. zur Basilica minor erhoben.
Über VALIE EXPORT
VALIE EXPORT gilt als eine der wichtigsten internationalen Pionierinnen konzeptueller Medien-, Performance- und Filmkunst. Bekannt wurde die Linzerin mit Body Performances, vielen sind ihre künstlerischen Arbeiten zum Marienbild, aber auch ihre Arbeiten zur menschlichen Stimme als Instrument, aber auch als Bild wenig vertraut. Gerade aber diese Arbeiten sprechen für Valie Export als Gestalterin einer Orgel, die mit dem Luftstrom und mit den verschiedenen Orgelpfeifen und Registern der menschlichen Stimme wohl sehr nahekommt.
Die Stadt Linz erwarb 2015 das Archiv der heute in Wien lebenden Künstlerin und eröffnete 2017 in der Tabakfabrik Linz das VALIE EXPORT Center, wo der Vorlass von VALIE EXPORT bearbeitet, erforscht, kontextualisiert und vermittelt wird. Ausgezeichnet wurde die Ehrendoktorin der Kunstuniversität Linz unter anderem mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (2005) und dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2010).
Weitere Informationen unter https://www.dioezese-linz.at/linz-poestlingberg