Neuer flüssiger Brennstoff für bestehende Heizanlagen Pilotprojekt in Oberösterreich Die Forcierung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien ist wesentlicher Bestandteil der österreichischen Klima- und Energiestrategie und somit auch für die Fachgruppe des OÖ Energiehandels ein zentrales Anliegen. „Mit dem mittelfristigen, umweltfreundlichen und sozial verträglichen Ausstieg aus dem fossilen Energieträger Heizöl, verstärken wir unsere Anstrengungen und setzen konkrete Maßnahmen zur Emissionsminderung“, so Dr. Bernd Zierhut, Obmann der Fachgruppe OÖ des Energiehandels in der Wirtschaftskammer Oberösterreich. „Dennoch wollen wir die oberösterreichische Bevölkerung, die hier sehr betroffen ist, beruhigen. Wir gewähren eine Liefersicherheit für bestehende Heizölanlagen mindestens bis ins Jahr 2030. Und parallel dazu arbeiten wir mit Hochdruck an Alternativen, die sich aber in bestehende Heizungsanlagen integrieren lassen!“, erklärt Dr. Zierhut. „Auch für uns als Brennstoffhandel ist dieser neue Zukunftsweg die einzige Überlebenschance. Ein Wegbruch unseres Hauptgeschäftsfeldes ohne Alternativen käme der Zerstörung einer ganzen Branche gleich!“, ergänzt Elisabeth Guld Hornung, Ausstaller Brennstoffe GmbH. Öl-Heizungen: Ein System das sich bewährt hat Trotz der notwendigen Umstellung auf innovative, erneuerbare, flüssige Energieträger, hat das bestehende Öl-Heizsystem nach wie vor seine Berechtigung als zuverlässiger Wärme-lieferant. Es überzeugt mit höchster Energieeffizienz und -dichte sowie technologischer Verlässlichkeit. Weitere Vorteile sind die Leitungsungebundenheit und Leistbarkeit. Beim Umstieg auf die neue Brennwerttechnologie kommt noch eine Effizienzsteigerung von 40% dazu. „Dank unserer Initiative für den österreichweiten Umstieg, konnten in den letzten 10 Jahren rund 6,4 GWh Energie eingespart werden. Das entspricht mehr als 1,7 Mio. Tonnen CO2“, zeigt sich Dr. Zierhut zufrieden. Ölheizungen in Oberösterreich „Die Trendwende in Richtung alternative Heizmethoden zeigt sich auch in Oberösterreich, hier liegt der Rückgang bei Ölheizungen bei -34%“, so der Fachgruppen-Obmann. „Die meisten Haushalte mit Ölheizungen gibt es in Vöcklabruck mit 12.489, gefolgt von Gmunden und Braunau. Das Schlusslicht in Oberösterreich ist der Zentralraum mit Linz, Wels & Steyr. Hier vertrauen im Durchschnitt nur rund 1.494 auf das bewährte Heizsystem“, so Mag. Christoph Burg, Geschäftsführer der Brüder Jessl KG. Sichtbare Fortschritte gibt es in Oberösterreich auch beim Thema „Kesseltausch“. „Seit 2009 haben 7.279 Haushalte auf eine Brennwertheizung umgestellt, die durch eine effizientere Abgasverwertung überzeugt“, zeigt sich Burg zufrieden. Dies führt zu einer deutlichen Reduktion des Schadstoffausstoßes sowie der Heizkosten. „Vergleicht man die Kosten am Beispiel einer Öl-Brennwert-Heizung bei einem Neubau, einem thermisch unsanierten bzw. sanierten Gebäude, so lassen sich erhebliche Kostendifferenzen feststellen. Ein energietechnisch, professionell geplanter Neubau, weist mit 2.610€ die niedrigsten jährlichen Vollkosten auf. Im Gegensatz dazu belaufen sich die Ausgaben bei einem thermisch unsanierten Gebäude auf 4.834 € jährlich, das sind um 85,2% mehr“, so Mag. Christoph Burg. Heizen mit HEINZ für eine nachhaltige Zukunft HEINZ steht für Heizen für eine nachhaltige Zukunft und umfasst als Sammelbegriff sämtliche synthetische, erneuerbare Energieträger. Der derzeit bekannteste ist das Hydrotreated Vegetable Oil (HVO), ein flüssiger, innovativer und erneuerbarer Brennstoff, sozusagen ein synthetisches Heizöl, das aus einer Vielzahl an Ölen (pflanzliche sowie tierische), Fetten und Reststoffen hergestellt wird. „Dieser, in intensiven Forschungen und Tests entwickelte flüssige Energieträger, hat keinen Nachteil gegenüber fossilem Heizöl“, so Dr. Zierhut. HVO produziert keinen Feinstaub. Die Emissionsbilanz liest sich ebenfalls besser – CO, NOX, CO2, O2, Ruß liegen deutlich unter den gesetzlichen vorgeschriebenen Grenzwerten. HVO ist bei pflanzlicher Herstellung CO2 neutral, wie auch andere feste biogene Brennstoffe sowie geruchsneutral. Der neue flüssige Energieträger kann beliebig mit Heizöl Extraleicht gemischt werden und weist eine sehr gute Lagerstabilität auf. Technisch gesehen, ist HVO ein guter Ersatz für Heizöl. Bei Umstellung auf die neue Brennwerttechnologie und auch bei bestehenden Heizöl Extra Leicht Anlagen kann HVO im bewährten Heizsystem weitergenutzt werden. Das Einsparungsvolumen, gegenüber den Umstellungskosten (Entsorgung Öltank und Ölkessel und Neu-Investition) auf andere Energieträger, beträgt 20 Milliarden Euro. Unter den genannten Voraussetzungen ist ein Umstieg auf andere Energieformen nicht notwendig, der derzeitige Öltank und Ölkessel kann weiterverwendet werden. „Der Einsatz von HVO ist sozial- und standortverträglich und für eine treibhausgasneutrale Energieversorgung unverzichtbar“, so der Fachgruppen-Obmann. Die Umstiegskosten auf HVO bei einem vorhandenen Brennwertgerät belaufen sich auf € 1.000 für die Tankreinigung. HVO selbst liegt inkl. Zustellung in Linz bei € 1,28/l netto. Heizöl Extraleicht ab Tanklager kommt auf € 0,59/l netto und zugestellt in Linz auf € 0,67/l netto. Einsatz von HVO in bestehenden Heizanlagen – Pilotprojekte in Österreich Aktuell wird das green liquid fuel HVO in neun Testhaushalten in Österreich eingesetzt, eine davon ist in Kematen am Innbach. Der Besitzer der Anlage, Johann Lang, verfügt über einen 2 x 2.000 Liter Batterietank, eine Anlage mit Einstrangsystem aus dem Jahr 2010. Die Kesselnennleistung liegt bei 16-20kW. Die betreuende Kessel-Firma ist die Olymp Werk GmbH mit Sitz in Tirol. Die Erstbefüllung mit HVO (4.000 Liter) wurde am 31.10.2018 vorgenommen. Der Test-Zeitraum zieht sich über zwei Heizperioden. Die Kosten für die Umrüstmaßnahmen und technischen Vorbereitungen beliefen sich auf ca. € 1.000,-. „Der Brenn- und Heizwert von Heizöl extra leicht und dem eingesetzten, erneuerbaren flüssigen Energieträger, sind nahezu gleich. Beide Brennstoffe halten die für Heizöl geltende ÖNORM C1109 ein. Erfreulich ist die bisherige Emissionsbilanz: Alle Schadstoffemissionen liegen weit unter den gesetzlich zulässigen Grenzwerten“, so Dr. Zierhut. „Dieser erneuerbare, flüssige Heizstoff ist für mich als Kunde in der Anwendung genauso zu handhaben wie Heizöl, ich sehe keinen Unterschied im alltäglichen Gebrauch. Als Alternative kann ich mir das für die Zukunft gut vorstellen“, so der Testbetreiber Johann Lang. Erreichung der Klimaziele durch HVO Eine Studie der Österreichischen Energieagentur verdeutlicht die zentrale Rolle von HVO im Energiesystem der Zukunft. Der positive Einfluss auf die Klimaziele ist unumstritten. „Der Ausstieg aus dem fossilen Heizöl ist beschlossene Sache. HVOs bieten die Möglichkeit, marktübliche Heizölbrennersysteme weiterzuverwenden und mit diesen klimafreundlich zu heizen“, sagt Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Würde man das gesamte in Österreich zum Heizen verwendete Öl durch HVO ersetzen, könnte man die Treibhausgasemissionen um 2,4 bis 3,7 Millionen Tonnen senken. Die ökologische Performance von HVO hängt stark von den eingesetzten Rohstoffen ab und ist am günstigsten, wenn Reststoffe verwendet werden. Die Treibhausgaseinsparungen liegen beim Einsatz von Pflanzenölen bei etwa 60%, bei der Verwendung von Altspeisefetten bis zu 90%. „Bioökonomie senkt Österreichs Abhängigkeit von fossilen Importen drastisch, schafft Arbeitsplätze und setzt positive Impulse für Klima- und Umweltschutz“, so Traupmann weiter. Der Weg zum grünen Heizen mit erneuerbarer Energie Der Weg in Richtung „green liquid fuels“ startet nach Abschluss der erwähnten Echttests. Ein weiterer, wichtiger Schritt ist die sozial verträgliche, d.h. zwangsfreie, Umstellung von bestehenden, rein fossilen Heizkesselanlagen auf neueste, besonders effiziente Brennwertkesseln mit HVO ab dem Jahr 2025. Flächendeckend sollen Heizkesselanlagen mit erneuerbaren, synthetischen Energieträgern auf Basis von HVO sowie weiteren synthetischen, erneuerbaren, flüssigen Brennstoffen ab 2040, spätestens ab 2050 eingesetzt werden. „Gelingt der komplette Umstieg aus fossilem Heizöl bis 2050, bedeutet dies eine jährliche Reduktion von 3,7 Mio. t CO2, das entspricht einer Verringerung von 4,6% der gesamten CO2 Emissionen Österreichs“, so Dr. Zierhut. „Langfristiges Ziel sollte es sein, eine sozial verträgliche Lösung für die österreichischen Konsumenten zu finden. Ein Umstieg auf HVO bedeutet eine Nutzung der bestehenden Infrastruktur, somit eine Ersparnis an Investitionen und einen sparsamen Umgang mit Fördermittel. Wir versuchen, mit den relevanten österreichischen Entscheidungsträgern die notwendigen Schritte einzuleiten, um das skizzierte Szenarium umzusetzen“, so Dr. Zierhut abschließend.