Kremsmüller Gruppe profitiert von der Energiewende Oberösterreichischer Anlagenbauer generierte 2021 eine Betriebsleistung von 205 Mio. Euro mit 1.700 Mitarbeitern STEINHAUS, April 2022 – Auf ein gelungenes Wirtschaftsjahr blickt Mag. Gregor Kremsmüller, Miteigentümer der Kremsmüller Gruppe, zurück. Insgesamt generierte die gesamte Gruppe ein Betriebsleistung von 205 Mio. Euro. Der Mitarbeiterstand bliebkonstant auf rund 1.700 MA in der Gruppe (1.300 in Österreich). Die Kremsmüller Anlagenbau GmbH (vormals Kremsmüller Industrieanlagenbau KG) konnten im Jahr 2021 die Betriebsleistung auf dem hohen Niveau von 2020 mit 160 Mio. Euro halten. Kremsmüller merkt an, dass 2021 die weitreichenden Lockdowns wiederum auf der Kundenseite das Projektgeschäft deutlich gebremst haben: „Dadurch ist im ersten Halbjahr ein Preiskampf um wenige Projekte entstanden, an dem sich die Kremsmüller Gruppe nicht beteiligt hat. Im 2. Halbjahr 2021 und rund um den Jahreswechsel verzeichnete das Unternehmen aber beachtliche Auftragseingänge.“ Derzeitiger Auftragsstand Bereits im Jänner 2022 ist die Kremsmüller Gruppe mit einem Auftragsstand in 3-stelliger Millionenhöhe ins neue Jahr gestartet - wodurch rechnerisch bereits die Gesamt-Jahresauslastung gesichert war. „Nach dem 1. Quartal haben wir sogar den historisch höchsten Auftragsstand unserer Unternehmensgeschichte zu diesem Jahreszeitpunkt“, erzählt Kremsmüller. In diesem Auftragsstand finden sich zahlreiche Projekte, die erst nach 2022 abgeschlossen werden. „Es ist ein Vertrauensbeweis unserer Kunden, langläufige Projekte durchzuführen, die bis 2024 reichen“, ergänzt Kremsmüller. Auswirkungen Ukraine und generelle Lieferkettenproblematik Lediglich ein Projekt mit direktem Russlandbezug wurde von einem deutschen Auftraggeber storniert. Die Auswirkungen aus der Stornierung sind aktuell überschaubar, da der Hauptteil der Arbeit 2023 eingeplant war. „Jetzt geht es vorwiegend um die Rückabwicklung von Materialbestellungen, was vertraglich aber geregelt ist und keinen Schaden hinterlassen sollte“, bemerkt Kremsmüller. „Derzeit verursachen in allen Bereichen die Probleme mit Lieferketten viel Arbeit, in enger Abstimmung mit unseren Kunden ist das Thema aber gut im Griff. Oft sind es einzelne Positionen bei Materiallieferungen, die plötzlich weltweit nicht mehr verfügbar sind. Dann beginnt die Suche nach Alternativen, wodurch auch das Engineering gefordert ist. Aus diesem Grund werden sich heuer noch einige Projekte deutlich in die Länge ziehen.“ Bei neuen Angeboten können Preis und Verfügbarkeit von Materialien oft nur für den Tag des Angebotes gewährleistet werden. „Prinzipiell haben unsere Kunden viel Verständnis für die aktuelle Situation – die Planbarkeit von Vorhaben war aber noch nie so herausfordernd“, unterstreicht Kremsmüller, „zudem Projekte im Anlagenbau oft Monate an Vorlaufzeit benötigen. Diese Rahmenbedingungen beeinträchtigen wie die Lockdowns der letzten beiden Jahre. Nachvollziehbar, dass am Markt einige Investitionen nach hinten verschoben werden.“ Erwartungen aktuelles Wirtschaftsjahr Auf Grundlage der angeführten Rahmenbedingungen erwartet Kremsmüller, dass das Vorjahresniveau gehalten wird. „Wir erwarten einen ähnlichen Effekt wie während Corona: Wenn nicht investiert wird, dann wird mehr repariert“, so Kremsmüller. „Dies wiederum ist gut für das Instandhaltungsgeschäft. Jedenfalls gehen wir fix davon aus, den hohen Personalstand von insgesamt 1.700 Mitarbeitern, davon 1.300 in Österreich, halten zu können.“ Alternative Energieträger als Chance in der Krise In der derzeitigen Krise steckt, so Kremsmüller, aber auch eine enorme Chance rund um alternative Energieträger. „Preis und Verfügbarkeit von Erdgas sind praktisch über Nacht mit ganz anderen Werten in die Businesspläne eingepreist worden. Nun rechnet sich plötzlich synthetisches Erdgas um viele Jahre früher als bisher angenommen.“ Gerade in Deutschland bedeutet die „Energiewende“, dass große Kohle- und Atomkraftwerke gegen kleinere, dezentrale Gaskraftwerke getauscht werden. Dies wurde immer als „Brückentechnologie“ gesehen, da es klar war, dass eines Tages ein alternativer Energieträger verwendet werden muss – idealerweise ein Energieträger, der mit möglichst wenigen Umbauten die vorhandene Gas-Infrastruktur nutzen kann. „(Grüner) Wasserstoff wird per Elektrolyse hergestellt“, erklärt Kremsmüller. „In Industriebetrieben mit großem CO2-Ausstoß wird mittels Carbon-Capture CO2 gebunden. Im nächsten Schritt werden beide Gase zu Methan verbunden – eben dem synthetischen Erdgas.“ Diese Technologien gibt es bereits seit vielen Jahren. „Aufgrund der Verfügbarkeit und des niedrigen Preises von Erdgas kamen aber Anwendungen nie über die Dimension von Pilotanlagen hinaus“, erklärt Kremsmüller. „Das könnte sich auch jetzt schlagartig ändern“. Wegweisende grüne Technik Seit einiger Zeit ist Kremsmüller am OÖ Forschungsprojekt zur Hochtemperaturübertragung „Heat Highway“ beteiligt. Im Kern dreht sich das Projekt um die überregionale und effiziente Nutzung von Abwärme bei großen Industriebetrieben. Auch diese Vorhaben gewinnen durch die Energiepreissteigerungen aktuell deutlich an Fahrt. In Deutschland ist das Kremsmüller Tochterunternehmen Max Straube seit vielen Jahren sehr erfolgreich in den Bereichen Wärmeerzeugung und Verteilung in Energiewende-Projekten tätig. „Unterstützt werden die Kollegen durch unsere Tankbau-Sparte mit dem Bau großer Wärmespeicher (z. B. Würzburg: 45m hoch, 175 MWh Kapazität), sagt Kremsmüller. „Durch den Einsatz von Wärmespeichern kann das Heizkraftwerk mit optimalem Wirkungsgrad betrieben werden. Für das stark wachsende Unternehmen Max Straube errichten wir aktuell einen neuen Standort in Chemnitz.“ Zudem ist Kremsmüller bei wegweisenden Großprojekten rund um industrielle Abwärme tätig, wie z. B. aktuell bei Aurubis in Hamburg. Im aktuell größten Projekt für industrielle Abwärme in Deutschland wird die Wärme aus einem chemischen Prozess abgeleitet und steht ab 2024 für die Wärmeversorgung von über 20.000 Haushalten zur Verfügung, wodurch jährlich bis zu 100.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Aber auch in der chemischen und petrochemischen Industrie ist Kremsmüller erfolgreich tätig und somit auch regelmäßig für Anlagen zur Wasserstofferzeugung oder -verarbeitung zuständig. „Nun finden die sehr unterschiedlichen Disziplinen Kraftwerk und Chemie in der Energiewende zusammen“, erklärt Kremsmüller. „Fakt ist, dass beide Welten viel Erfahrung im Umgang mit den erforderlichen Normen und Materialien erfordern.“   Fernwärmeausbau wird schlagartig forciert Im Ausbau der Fernwärmeleitungen arbeitet Kremsmüller derzeit an der Leistungsgrenze. „Kremsmüller spürt sehr deutlich, dass in manchen Regionen der Fernwärmeausbau schlagartig forciert wird, da Gas-Neuanschlüsse von den Energieversorgern oft gar nicht mehr angeboten werden“, sagt Kremsmüller. Mitarbeiter dringend gesucht „Die Vielzahl an Anfragen aus dem gesamten Spektrum der Energie- und Wärmewende kann von den technischen Abteilungen kaum noch bewältigt werden. Dringend suchen wir Technikerinnen und Techniker, die sich in diesem Zukunftsfeld betätigen wollen.“ Eines der Ziele der Kremsmüller Akademie ist es, den Fachkräftemangel selbst in die Hand zu nehmen. „Nun haben wir ein wichtiges Etappenziel erreicht“, freut sich Kremmüller. „Die Akademie ist nun eine ÖCERT-zertifizierte Einrichtung für Erwachsenenbildung. Die gemeinsam mit WIFI und WKO entwickelte Ausbildung zum „Zertifizierten Industriemonteur“ trägt mit den ersten Absolventen auch erste Früchte. Mit diesem Programm erhalten Quereinsteiger die Möglichkeit, alle nötigen Fähigkeiten aus den mechanischen und elektrischen Disziplinen für einen Einsatz in der Industrie zu sammeln. Durch dieses Zertifikat erlangen Absolventen eine Gleichstellung bei Einsatz und Entlohnung mit Fachkräften, die eine abgeschlossene Lehre vorweisen können.“