Weltkrebstag 2020: Prof. Dr. Greil zieht positive Bilanz und gibt Hoffnung Im Jahr 2050 soll in Österreich niemand mehr an Krebs sterben. So lautet die Vision die Initiative „Wir besiegen Krebs.at“ des Salzburg Cancer Research Institutes. Prof. Dr. Richard Greil, Leiter der III. Medizinischen Universitätsklinik Salzburg, zieht zum Weltkrebstag am 04. Februar 2020 Bilanz hinsichtlich der neuesten Entwicklungen. Rückgang der Krebssterblichkeit „Eine rezente Analyse der Entwicklung der Krebssterblichkeit in den USA hat ergeben, dass für die 10 Jahre zwischen 2008 und 2017 die Krebsmortalität für alle Krebserkrankungen zusammen um 1,5% pro Jahr in den USA zurückgegangen ist, für die Summe aller anderen Todesursachen aber gleichgeblieben ist“, erklärt Prof. Dr. Greil. „Für die Jahre 2013 bis 2017 war die stärkste Verminderung im Bereich des nicht kleinzelligen Bronchialkarzinoms mit ca. 5% pro Jahr bei Männern und ca. 4% bei Frauen gegeben.“ Dies war die stärkste jemals beobachtete jährliche Verbesserung. Bei Patienten mit Melanomen war eine Abnahme um gar 7% pro Jahr zu vermerken. Diese Entwicklung war insbesondere auch bei Patienten in einem Alter von über 65 Jahren zu beobachten, die historisch zu den am stärksten diskriminierten Patienten gehören. Im Vergleich verlangsamte sich in den USA die Abnahme der cardialen Mortalität, die Mortalität für cerebrale Gefäßereignisse blieb gleich und die Mortalität durch Alzheimer nahm deutlich zu. Krebsbehandlung ist also zunehmend und überproportional erfolgreich. Erfolgreiche medikamentöse Tumortherapien Die erzielten Fortschritte in der Abnahme der Krebssterblichkeit sind zum überwiegenden Anteil auf die sehr raschen Fortschritte im Verständnis der Biologie der Tumorerkrankungen, insbesondere die genetischen Mechanismen und die Tumor-vermittelten Immunsystem-Unterdrückungen zurückzuführen. „Auf dieser Basis werden mit sehr großer Geschwindigkeit neue Medikamente der Präzisionsmedizin sowie der Immuntherapie (wie zelluläre CAR T Verfahren und bispezifische Antikörper) entwickelt, die in allen Phasen von Krebserkrankungen Fortschritte mit sich gebracht haben“, so Prof. Greil. Ihre Bedeutung wird besonders klar, da die größten Fortschritte derzeit bei metastasierten Erkrankungen wie eben Melanomen und Bronchuskarzinomen, aber auch Systemerkrankungen mit primärer Ausbreitung wie Leukämien und Myelomen erzielt werden. Schneller Zugang zu wirksamen Krebstherapien ist essenziell „Angesichts der hohen Erfolgsrate medikamentöser Tumortherapien ist es entscheidend, dass Patienten den schnellst möglichen Zugang zu wirksamen Krebstherapien erhalten“, sagt Prof. Greil. Dies ist insbesondere über klinische Krebsstudien möglich, wie sie am Salzburg Cancer Research Institute-Center for Clinical Cancer and Immunology Trials (SCRI-CCCIT) bzw. an der III. Medizinischen Universitätsklinik Salzburg unter Leitung von Prof. Dr. Greil durchgeführt werden. Dabei stehen pro Zeiteinheit ca. 90 Studien und Register-Programme offen. Im Jahr 2019 wurden 23 völlig neue Substanzen in die Testung eingeführt, wobei neue Substanzen der vorangegangenen Jahre auf Grund der Laufdauer der Studien in Parallele weitergeführt wurden. Dabei konnten im Bereich der Immuntherapien beispielsweise Melanome, Bronchuskarzinome und Urothelkarzinome zwischen 600 und 1100 Tagen vor der Zulassung von Immunmodulatoren durch die EMA mit diesen Medikamenten behandelt werden. Ähnliches gilt für die Medikamente der Präzisoinsmedizin, wie Kinasehemmern, die in diesen Programmen bei sehr unterschiedlichen Tumorarten wie Bronchuskarzinomen, Melanomen, lymphatischen und myeloischen Leukämien, sowie Myelomen oft mehrere Jahre bis zu maximal 1800 Tage vor der europäischen Zulassung zum Einsatz kamen. Dies betrifft insbesondere auch Untersuchungen, in denen unabhängig von der Art der Krebserkrankung in Basket-Studien bestimmte Treibermutationen konterkariert werden. „Dabei haben Patienten am SCRI-CCCIT und der III. Medizinischen Universitätsklinik zum Teil als erste Patienten in Europa Zugang zu neuen Medikamenten erhalten“, erklärt Prof. Greil. Dieser Vorteil von Studienpatienten verbessert sich weiter, wenn man bedenkt, dass es zwischen der EMA Zulassung und der Abrechenbarkeit erfolgreicher Medikamente in Österreich deutlich mehr als 1 Jahr dauern kann und dass weltweit Patienten in hoch studienaktiven Institutionen grundsätzlich bessere Erfolgswahrscheinlichkeiten haben als Einrichtungen mit geringer oder keiner Studienaktivität. Der Zugang zu erfolgreichen Therapien kann sich daher um viele Jahre unterscheiden. Umso wichtiger ist es daher, dass österreichischen Krebspatienten sehr rascher Zugang zu neuen Krebsmedikamenten - zumindest nach erfolgter Zulassung durch die EMA - garantiert bleibt und die Anwendbarkeit nicht weiter verzögert wird, was massive Nachteile für die Österreichische Krebsmedizin und ihre Position zugunsten der Patienten bedeuten würde. Die Kostenanteile der gesamten Krebsmedizin unter Inklusion aller Therapieverfahren machen seit Jahrzehnten stabil nur knapp 6% aller Gesundheitskosten und rezent die Krebsmedikamente knapp 1% aus, obwohl jeder 2. Mann und jede 3. Frau im Laufe des Lebens an Krebs erkranken. Die Krebsmedizin ist auf Grund aller Kenndaten in Österreich sehr gut finanzierbar. Umso wichtiger bleibt der rasche Zugang zur bestmöglichen Medizin mit allen auch wirtschaftlich vorteilhaften Konsequenzen für Patienten, Familie und Gesellschaft. Wir besiegen Krebs.at Das Salzburg Cancer Research Institute und die davon ausgehende Initiative Wir besiegen Krebs.at haben sich zum Ziel gesetzt, dass in Österreich im Jahr 2050 niemand mehr an Krebs sterben soll. Dazu sollen nicht nur die hohe klinische Studienaktivität, sondern auch translationale Forschung zur Onkomathematik, der Nutzung artifizieller Intelligenz und modernster immunologischer Forschung an geeigneten Modellen am Salzburg Cancer Research Institute beitragen. „Für eine erfolgreiche Entwicklung der Krebsbehandlung in Österreich und die Ziele der Initiative sind deutlich höhere Investitionen der öffentlichen Hand und privater Sponsoren in die Forschung, sowie eine innovationsfreundliche, patientenorientierte und optimistische Gesundheits- und Forschungspolitik erforderlich“, betont Prof. Greil. Über Prof. Greil Primar Univ.-Prof. Dr. Richard Greil ist nun seit 16 Jahren Vorstand der III. Medizin der Universitätsklinik Salzburg. Darüber hinaus setzt er sich als Leiter wissenschaftlicher Institute, wie das SCRI, für die Krebsforschung ein. Mit seinem Team leistet er exzellente Arbeit, die auch international große Anerkennung findet. Dabei wird die Forschung möglichst eng mit der Behandlung der Patienten verbunden. So profitieren sie direkt von den neu gewonnen Erkenntnissen.