Langzeitstudie der FH OÖ: „Buchhalter sind nach wie vor sehr gefragt, aber sie brauchen mehr und teilweise neue Kompetenzen“ Mitarbeiter mit IT-Know-how in MS Office, SAP und BMD gesucht Steyr, 13. Oktober 2020 – Die konkreten Aufgaben von Buchhaltern ändern sich. So die aktuelle Studie des Studiengangs „Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement“ an der Fachhochschule OÖ. „Buchhalter sind nach wie vor sehr gefragt, aber sie brauchen mehr und teilweise neue Kompetenzen“, ist die Kernaussage des Forschungsteams rund um Susanne Leitner-Hanetseder, Professorin an der FH OÖ. Die Studie untersuchte wie sich das Rollenbild des Buchhalters konkret ändert und welche Anforderungen Arbeitgeber in aktuellen Stellenausschreibungen haben auf Basis der analysierten Stellenanzeigen. „Am häufigsten wird nach Bewerbern mit kaufmännischer Ausbildung, Matura sowie einer abgeschlossenen Buchhalterprüfung als Zusatzqualifikation gesucht“, erläutert Leitner-Hanetseder. Gesuchtes Ausbildungsniveau  2019 2020 kaufmännische Ausbildung 83% 88% Studium 11% 3% k.A. 6% 10%   100% 100% MS Office, SAP und BMD „Es geht aber auch nicht mehr ohne IT-Kompetenz, auf die in 92 Prozent der Ausschreibungen explizit hingewiesen wird.“ Diese spiegelt sich insbesondere im geübten Umgang mit gängigen Office-Anwendungen sowie dem im Unternehmen eingesetzten ERP-System wider. Am häufigsten genannt werden hier seit mehreren Jahren die Produkte von BMD und SAP. In der aktuellen Studie zeigte sich zudem ein Trend in Richtung zusätzlich gewünschter Programmier- und Datenbankkenntnisse.“ IT-Kenntnisse 2013 2014 2015 2017 2018 2019 2020 MS Office 26% 32% 57% 58% 62% 56% 66% davon MS Excel 3% 5% 5% 7% 24% 33% 35%  SAP  13%  13%  16%  21%  28%  29%  23%  BMD  8%  9%  16%  12%  22%  20%  23%  andere ERP-Systeme              20%  Programmierkenntnisse              2%  Datenbanken              1% sonstige Kenntnisse, insbesondere zur Mail- bzw. Kalenderverwaltung (Outlook, Lotus Notes etc.) oder auch DATEV     11% 3% 15% 17% 8% Weg von der Routine „Der Alltag von Buchhaltern war über viele Jahre geprägt von wiederkehrenden Routinetätigkeiten und Stapeln von Belegen, die es zu verarbeiten galt. Mit der Weiterentwicklung von ERP-Systemen und dem Einsatz von sogenannten Software Robotern (kurz: „Bots“) können derartige Tätigkeiten mittlerweile stark automatisiert werden. Ausgangsrechnungen werden über eine Schnittstelle aus dem Fakturierungssystem übernommen, Eingangsrechnungen über QR-Codes oder OCR-Erkennung eingelesen und Bankauszüge über die eingegebene Zahlungsreferenz automatisch dem jeweiligen Kunden- oder Lieferantenkonto zugeordnet. Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung fallen zunehmend weg Auffallend im Mehrjahresvergleich ist, dass die früher übliche Aufteilung der laufenden Buchhaltung, z.B. in Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung, zunehmend wegfällt. Im Sinne eines Job Enrichments erhalten Mitarbeiter heute ein umfangreicheres, herausfordernderes und damit auch befriedigenderes Aufgabenspektrum, das zunehmend auch die Mitarbeit beim Monats- und Jahresabschluss sowie die Erstellung von internen Auswertungen etc. umfasst. Dies deutet auf bereits durchgeführte Automatisierungen im Bereich der laufenden Buchhaltung sowie des Zahlungsverkehrs hin. „Buchhalter sind am Arbeitsmarkt gefragter denn je. In der Digitalisierung sehe ich die Chance, Belastungen von Mitarbeitern insbesondere zu Spitzenzeiten abzubauen und neue, interessante Tätigkeiten zu übernehmen“, schließt Leitner-Hanetseder ab. Fachliche Aufgaben 2010 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Verbuchung laufender GF  56%  42%    47%  79%  94%  82% Mitarbeiter Jahres-/Monatsabschluss  26%  22%    28%  43%  71%  64% Ansprechpartner  10%  12%    23%  33%  56%  59% Zahlungsverkehr  32%  24%    25%  27%  52%  47% Kreditoren-Buchhaltung  31%  20%    37%  56%  47%  44% Debitoren-Buchhaltung  30%  20%    27%  41%  44%  40% monatliche Abgabenmeldung  12%  16%    20%  38%  35%  40% Kontenabstimmungsarbeiten  10%  10%    24%  34%  33%  34% Mahnwesen  27%  19%    20%  47%  37%  31% Auswertung erstellen 19% 13%   20% 30% 35% 30% Erstellung Rohbilanz 16% 7%   10% 13% 14% 21% Anlagenbuchhaltung 6% 4%   8% 7% 20% 19% Administrationsarbeiten 8% 24%   36% 24% 25% 15% Projektarbeit         16% 18% 13% Lohnverrechnung 10% 8%   7% 4% 14% 12% Kassaführung 5% 8%   8% 2% 14% 10% Fakturierung 4% 12%   9% 13% 14% 9% Stammdatenpflege             8% Zusammenarbeit Controlling             4% Prozessoptimierung/Automatisierung             4% Kostenrechnung 5% 6%   3% 8% 6% 4% Sonstiges 8% 27%   48% 45% 31% 2% Keine Angaben 21% 31%   6% 1% 1% 0% n= 228 294   290 282 287 210 Studienautoren: Susanne Leitner-Hanetseder, Peter Emhofer, Stephan Karrer, Johannes Winzer