Kremsmüller Industrieanlagenbau KG im Sanierungsverfahren Ruinöser Einzelauftrag Hauptschuld Positive Prognose bei Sanierungsplan Ein Teilunternehmen des traditionellen und bekannten OÖ Familienunternehmens Kremsmüller aus Steinhaus bei Wels, die Kremsmüller Industrieanlagenbau KG, hat heute Mittag den Weg zum Insolvenzrichter angetreten. Vertreten durch Dr. Günther Grassner und Dr. Norbert Mooseder aus der Linzer Rechtsanwaltskanzlei gltp. beantragte beim Landesgericht Wels die Einleitung eines Sanierungsverfahrens. Nicht betroffen davon sind weder die Kremsmüller Beteiligungs GmbH, die Kremsmüller Industrieservice KG noch die Auslandstöchter. Das Unternehmen bietet seinen Gläubigern eine 20%-ige Quote. Betroffen in der Kremsmüller Industrieanlagenbau KG sind 594 Mitarbeiter. Die Bank-Passiva des Unternehmens belaufen sich auf rd. € 58 Mio. fast ausschließlich in Form von an Auftraggeber gelegten Bankgarantien. In erster Linie betroffen ist als Hausbank die Bank Austria. Auch die Eigentümer werden einen erheblichen Beitrag zur Fortbestandssicherung leisten. Bank Austria steht zum Unternehmen und will ihm bzw. dem Sanierungsverwalter ausreichend Mittel zur Fortführung der Geschäfte im Sanierungsverfahren zur Verfügung stellen Das Unternehmen hat dem Gericht einen Sanierungsplanantrag inklusive einer positiven Fortführungs-Prognoserechnung vorgelegt. Nach intensiven Verhandlungen und einem maßgeblichen weiteren finanziellen Engagement der Eigentümerfamilie ist die Bank Austria bereit, dem Sanierungsverwalter ausreichende Mittel für die Fortführung des Unternehmens zur Verfügung zu stellen. Lieferanten ungefährdet Damit stellt sich auch die Situation für die künftigen Lieferanten ungefährdet dar. Die Unternehmensleitung appelliert an ihre Lieferanten ihre Treue zu Kremsmüller aufrecht zu erhalten und damit einen wesentlichen Beitrag zu einer erfolgreichen Zukunft des Unternehmens nach erfolgter Restrukturierung zu leisten. Mitarbeiter wichtige Grundlage des bisherigen Erfolges Die Kremsmüller Mitarbeiter, die „Kremserl“ wie sie sich selbst gerne bezeichnen, werden auch künftig eine entscheidende Rolle für den Unternehmenserfolg darstellen. Die Mitarbeiter werden ihre Ansprüche nicht verlieren. Man habe alles in die Wege geleitet, damit die Menschen unter Mithilfe der Arbeiterkammer OÖ ihr Geld aus dem Insolvenz-Entgeltfonds binnen kürzest möglicher Zeit erhalten. Hauptgrund für die Insolvenz – ÖKO-Auftrag der Wien Energie Hauptursache für dieInsolvenz ist ein völlig aus dem Ruder gelaufener Großauftrag der Wien Energie. Dabei handelt es sich um ein Öko-Projekt der Wien Energie, eine Klärschlammtrocknungsanlage zur Verbrennungsaufbereitung des anfallenden Klärschlamms. Der Auftrag läuft seit dem Jahr 2018, die Auftragssummer betrug ursprünglich € 22,5 Mio. Der Engineering Aufwand stieg aber exponentiell und hat die Möglichkeiten des Unternehmens - im nach hinein betrachtet – maßlos überfordert, wie man sich nun eingesteht. Eine vor rund 3 Wochen durchgeführte Kostenprognose hat ein ruinöses Bild gezeichnet und spricht von einem tatsächlichen Projektumfang in der Größenordnung von bis zu € 65 Mio. zu nachträglichen Vertragsänderungen oder -anpassungen sei die Wien Energie nicht bereit gewesen. 1 Nummer zu groß Heute gesteht das Unternehmen ein, dass „dieser Auftrag für Kremsmüller um 1 Nummer zu groß war“. Man sei zu gutgläubig und vertrauensvoll an dieses Projekt und die Auftraggeberin herangegangen, so der Gesellschafter Gregor Kremsmüller. Zudem hätten auch unabhängige Sachverständige bestätigt, dass die mit dem Projekt einhergehenden Risiken auch auf Grund der überaus komplexen Vertragssituation nicht wirklich erkennbar gewesen seien. Daher war die Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens die einzige Möglichkeit, das Problem in den Griff zu bekommen. Bei Fortführung des Projektes hätte sich ansonsten im Herbst ein riesiges, nicht bewältigbares Finanzloch abgezeichnet. Ein Übriges hat auch die Corona-Krise zur aktuellen Situation beigetragen. Rückzug aus dem Geschäftsbereich Prozesstechnik Das ist auch der maßgebliche Grund dafür, dass sich Kremsmüller künftig aus dem Bereich Prozesstechnik zurückziehen wird. Ein Fortführungsplan stimmt positiv und wird sich weiterhin auf das Projektgeschäft und schwerpunktmäßig auch auf die Bereiche Dienstleistung und Instandhaltung für die Industrie konzentrieren. 3 der bisherigen 4 Geschäftsbereiche bleiben unverändert aufrecht: Apparatebau Elektro-, Mess-, Steuer-und Regeltechnik Rohr- und Anlagenbau Unternehmensbereich Prozesstechnik wird geschlossen. Die Unternehmensinhaber gehen aus heutiger Sicht von einer Re-Dimensionierung des Unternehmens aus und werden mit einer Strategie „KREMSMÜLLER NEU“ die Grundlagen für künftigen Erfolg legen.   Über Kremsmüller Das 1961 gegründete Familienunternehmen hat seinen Sitz in Steinhaus bei Wels und einen wichtigen Stützpunkt in Wien/Schwechat. Die Unternehmensgruppe beschäftigte 2019 1.800 eigene Mitarbeiter in Österreich, Deutschland und Rumänien. Die Gruppe erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von € 300 Mio. Das gesamte Projektgeschäft macht rund 50% des Umsatzes aus. In den letzten Jahren lag das jährliche Wachstum stabil zwischen 4-7%. Man will sich auch künftig als „lebenslanger Partner für Anlagen“ etablieren und verstanden wissen. Großen Wert legt Kremsmüller auch auf gelebtes, soziales Engagement und hat dafür schon vor Jahren das Projekt „Kremsmüller 4 Life“ zur Realisierung beispielhafter sozialer Projekte ins Leben gerufen. Die Kremsmüller-Gruppe versteht sich als Verbund vernetzter Unternehmen mit einem gemeinsamen Ziel. Man bietet den Kunden hochqualitative Lösungen für Bau, Wartung und Instandhaltung von Industrieanlagen. Das Unternehmen setzt dabei ihr wichtigstes Kapital – auf innovative, vielseitige, qualitäts- und verantwortungsbewusste Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.